WAS IST SCHAMANISMUS?
Schamanismus ist die wohl älteste spirituelle Praxis der Menschheit, die auf eine sehr lange Geschichte zurückblickt, die mindestens – archäologisch nachgewiesen - bis in die Altsteinzeit (Paläolithikum) zurückreicht.
Er ist keine Erfindung einer bestimmten Kultur oder Epoche. Er ist auf allen Kontinenten in verschiedenen Formen entstanden.
Die Schamanin von Bad Dürrenberg ist ein Zeugnis davon, das in unserem Kulturraum Schamanismus ebenfalls zum Leben der Menschen dazugehörte. Vor ungefähr 9.000 Jahren wurde sie mit überreichen Grabbeigaben bestattet, die von ihrem Status als Schamanin zeugen.
Schamanismus ist keine einheitliche Symbolik oder ein festgeschriebenes Ritual, sondern eine gemeinsame Grundhaltung, die davon ausgeht, dass alles belebt, beseelt und miteinander verbunden ist und sich dadurch alles gegenseitig beeinflusst.
WARUM SCHAMANISMUS IN DER MODERNEN WELT RELEVANTER IST DENN JE
Unsere heutige Welt ist laut. Sie ist voll. Sie ist schnell – oft schneller, als unser Inneres mithalten kann. Wir leben in einem ständigen Strom von Eindrücken, der uns selten zur Ruhe kommen lässt.
Gleichzeitig haben wir etwas verloren, das Menschen über Jahrtausende selbstverständlich begleitet hat:
die fein – und grobstoffliche Ebene des Seins wahrzunehmen
- den natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten
- die Verbindung zur Natur
- das bewusste Wahrnehmen von Übergängen im Leben
In früheren Zeiten waren diese Rhythmen Orientierungspunkte. Heute bestimmen Kalender-Apps und Deadlines, wann wir „soweit sein müssen“.
Hier liegt die Kraft des Schamanismus.
Er ist kein starres Regelwerk, das uns zurück in eine andere Zeit zwingt. Er ist ein zeitloses Werkzeug, das uns inmitten der Komplexität von heute Orientierung gibt.
- Er bringt uns zurück in die Verbindung
Schamanische Praxis öffnet die Wahrnehmung – nicht nur für die äußere Welt, sondern auch für das, was in uns lebt.
- Er erdet inmitten von Geschwindigkeit
In einer Welt, die immer schneller wird, gibt Schamanismus uns Ankerpunkte, um innerlich klar und zentriert zu bleiben.
- Er stärkt innere Orientierung
In einer Zeit, in der wir von Meinungen, Trends und Erwartungen überflutet werden, lädt er uns ein, auf die eigene innere Stimme zu hören.
WIE SCHAMANISMUS IM ALLTAG WIRKT
Viele Menschen glauben, schamanische Praxis sei etwas, das nur in besonderen Räumen stattfinden kann.
Schamanismus ist nicht exklusiv. Er ist ein uraltes Handwerk, das jedem Menschen offensteht, der bereit ist, sich wieder in Verbindung zu bringen.
Dein Schamanismus beginnt, wo du gerade bist.
Das kann ganz einfach aussehen:
- Im Gespräch
Statt sofort zu reagieren, einen Moment innehalten. Spüren, was in dir mitschwingt und was der andere wirklich sagt.
- In Entscheidungen
Nicht nur den Verstand fragen, sondern auch die Seele und den Körper. Fühlt sich etwas weit und leicht an oder eng und schwer?
- In der Natur
Einen Spaziergang machen, bei dem du nicht nur gehst, sondern wahrnimmst. Was hörst du? Welche Gerüche sind da? Wie fühlt sich der Boden unter deinen Füßen an?
Diese kleinen Momente sind keine „Spielereien“. Sie sind Werkzeuge, die dich zurückbringen in eine Verbindung, die wir oft vergessen.
Schamanismus im Alltag kann auch heißen, Rituale für Übergänge zu schaffen – bewusst einen Tag abzuschließen, eine Entscheidung zu besiegeln oder einen neuen Lebensabschnitt willkommen zu heißen.
Diese Rituale müssen nicht groß sein. Manchmal ist es nur eine Kerze, die du anzündest, ein Stein, den du ablegst oder ein Dank, den du aussprichst.
All das sind kleine Schritte zurück zu deiner Verbindung – mitten im Leben - ohne dass du dein Leben auf den Kopf stellen musst.
Es geht NICHT darum ein anderer Mensch zu werden.
Es geht darum, mehr DU SELBST zu werden.
SCHAMANISCHE WAHRNEHMUNG VERSTEHEN
Viele, die neu mit Schamanismus in Berührung kommen, fragen sich: „Was bedeutet eigentlich schamanische Wahrnehmung? Und wie kann ich das im Alltag anwenden?“
Schamanische Wahrnehmung ist keine „besondere Gabe“, die nur wenigen vorbehalten ist. Sie ist die Erweiterung deiner natürlichen Sinne – und jeder Mensch trägt sie in sich.
Grobstoffliche (materielle) Ebene
Die grobstoffliche Ebene ist die Welt, die wir mit unseren Sinnen und unserem Alltagsbewusstsein erfassen:
- Sehen (Farben, Formen, Bewegungen)
- Hören (Töne, Geräusche, Stille)
- Riechen (Gerüche, Düfte der Natur)
- Schmecken (Geschmack von Speisen, Getränken, sogar der Luft)
- Tasten (Berührung, Temperatur, Texturen)
Alltags-Übung – „5 Sinne bewusst nutzen“
Wähle einen Moment im Alltag – beim Kaffee am Morgen oder auf dem Weg zur Arbeit – und richte deine Aufmerksamkeit nacheinander auf jeden Sinn.
- Sehen: Welche Farben fallen dir auf?
- Hören: Welche Geräusche sind im Hintergrund?
- Riechen: Was liegt in der Luft?
- Schmecken: Spüre die Nuancen deines Getränks oder Essens.
- Tasten: Wie fühlt sich der Boden unter deinen Füßen oder die Tasse in deiner Hand an?
Diese Übung erdet dich und bringt dich bewusst ins Hier und Jetzt – die Basis jeder schamanischen Arbeit.
Feinstoffliche (immaterielle) Ebene
Die feinstoffliche Ebene ist subtiler. Sie lässt sich nicht messen, sondern wahrnehmen und fühlen.
Hierzu gehören:
- Energie: Wie fühlt sich ein Ort oder eine Person an? Weit, klar – oder eng, schwer?
- Intuition: Ein inneres Wissen oder Gefühl, das ohne logische Begründung da ist.
- Stimmung & Atmosphäre: Die „unsichtbare Qualität“ eines Raums oder Gesprächs.
Alltags-Übung – „Fühlen, was da ist“
Wähle eine Alltagssituation – einen Raum, in den du eintrittst, oder ein Gespräch.
- Spüre: Wie fühlt sich die Situation in deinem Körper an? Weit oder eng? Warm oder kühl?
- Beobachte: Ändert sich das Gefühl, wenn du dich bewegst oder die Position wechselst?
- Benenne: Finde eigene Worte für diese Qualität (z. B. „ruhig“, „angespannt“, „lebendig“).
Mit der Zeit entwickelst du ein feineres Gespür für die feinstoffliche Ebene – nicht als „übernatürliches Extra“, sondern als natürliche Erweiterung deiner Wahrnehmung.
Warum das wichtig ist
Schamanische Wahrnehmung erweitert deinen Blick:
- Du nimmst nicht nur wahr, was geschieht, sondern wie es geschieht.
- Du reagierst weniger automatisch – und kannst bewusster entscheiden.
- Du bist mehr in Verbindung mit dir, deiner Umgebung und dem, was dich trägt.
Tipp für den Einstieg:
Starte mit kleinen, machbaren Schritten. Wähle einen grobstofflichen und einen feinstofflichen Moment pro Tag, um deine Wahrnehmung zu schulen. Mit der Zeit wird das keine Übung mehr sein, sondern eine natürliche Art, in der Welt zu sein.